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Aktuelles

09.06.2023 | Nachruf

Wir trauern um Dankward Sidow

Mit tiefer Trauer hat uns die Nachricht erreicht, dass unser langjähriges Mitglied der SPD Bergstedt, Dankward Sidow, im Alter von 99 Jahren verstorben ist. Dankward war eine herausragende Persönlichkeit innerhalb unserer SPD, der seit 1950 unserer Partei aneghörte, insgesamt 73 Jahre lang. Unser Genosse Stephan Papke hat, in Erinnerung an Dankward, die folgenden Worte gefunden:

"Es gibt zwei Bilder von Dankward, die sich mir für immer eingeprägt haben und für die ich ihm dankbar bin. 

Es ist Januar. Es ist kalt und glatt in Bergstedt. Es ist der Gedenktag zur Befreiung des KZ Auschwitz. Es wäre verzeihlich, das Gedenken an den Stelen auf dem Kirchhof bei diesem Wetter zu schwänzen, doch Dankward kommt mit seinen über neunzig Lenzen mit dem Fahrrad. Der Tag ist im wichtig und sich und seinem Körper traut er diese Rutschpartie auf zwei Rädern zu. Nichts hält ihn davon ab zu erzählen von seinen jüdischen Freunden, mit denen er zur Schule gegangen ist - von deren Leid und Vertreibung in der NS Zeit. Immer will er aber auch - fast tagesaktuell  - von seiner weiter bestehenden freundschaftlichen Verbindung mit ihnen berichten. 

Das zweite Bild rundet das nicht nur ab. Es ist so stark, dass es mich immer wieder packt. Esther Bejerano wird in Bergstedt aus ihrem Buch lesen. Dankward hat das organisiert. Esther weiß, dass Dankward bei der Wehrmacht gedient hat. Sie weiß, dass er in russischer Gefangenschaft war. Am Tag der Lesung betreten die Beiden Arm in Arm die Aula der Bergstedter Schule. Ein deutscher Soldat, der im zweiten Weltkrieg an der Ostfront gekämpft und eine jüdische Frau, die Auschwitz überlebt hat - nebeneinander, miteinander. Natürlich ist das Bild nicht möglich ohne Esther Bejeranos großes Herz und ihr Bemühen um Versöhnung, aber es ist auch nicht möglich, ohne das Bekenntnis zu einer Verantwortung derer, die dabei waren - eine Verantwortung, auch ohne Schuld auf sich geladen zu haben. Für dieses Bekenntnis steht Dankward. Es hat ihn umgetrieben und nicht zur Ruhe kommen gelassen. In einer Lebensphase, in der viele es „gut sein lassen“, hat sich Dankward weiter beharrlich und ehrlich um Verständigung bemüht. An diesem Tag der Lesung ist es ihm gemeinsam mit Esther Bejerano gelungen.

Wir verlieren in diesen Jahren viele Zeugen des schlimmsten Verbrechens, das Menschen Menschen angetan haben. Wir werden damit leben müssen, richtig zu gehört zu haben, und wir waren gut beraten, auch Dankward zuzuhören. 

Ich wünsche Dankward, dass er nun Ruhe und Versöhnung findet in der Gewissheit, dass wir ihm zugehört haben und ihn und seine Botschaft in Erinnerung behalten werden."


Der Vorstand der SPD Bergstedt